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Namibia per Rad

1.953 km Radreise - als Teil einer Weltreise mit dem Fahrrad - von der Grenze zu Botsuana nach Westen durch die Kalahari Wüste in die Hauptstadt Windhoek und weiter bis an die Atlantikküste nach Swakopmund und Walvis Bay, durch die Namib-Wüste bis nach Sesriem zu den Sossusvlei-Dünen und weiter durch die Wüste zum Fish River Canyon und zum Grenzfluss Orange River an der Grenze zu Südafrika.


Reiseroute

Daten

03.11. - 29.11.2007 / 27 Tage

1.953 km

8.584 Höhenmeter

Höchster geradelter Punkt: 1.921 m

Reisebericht

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Fotogalerie


Bericht

Kalahari & Windhoek

Mitten in der riesigen Kalahari-Wüste überquerte ich die Grenze nach Namibia und fuhr weiter über den Trans-Kalahari-Highway in zweieinhalb Tagen durch Hitze und Wüste in die Hauptstadt Windhoek. Auch wenn Deutsch nach Englisch und Afrikaans nur die dritte Sprache hier war, konnte man meinen, das Land sei in deutscher Hand, zumindest touristenmäßig. So waren denn auch fast alle Schilder in dieser seltsamen Sprache mit den ü´s, ä´s und ö´s geschrieben. Mit Eva aus Deutschland zog ich einen Tag durch die Stadt, vorbei an der "Christuskirche", der "Alten Feste" und dem "Tintenpalast". Wegen der ja bereits nahenden Regenzeit weiter nördlich entschied ich, dann doch keine Tour nach Norden in den Etosha Nationalpark zu machen.

Swakopmund

Überraschenderweise traf ich dann im Hostal Susan und David wieder, die beiden Kanadier, mit denen ich über und im Okavango Delta in Botswana war. Trotzdem fuhr ich dann am nächsten Tag los Richtung Atlantikküste. Zweieinhalb Tage Fahrt durch die Wüste brachten mich nach Swakopmund und an die brechenden Wellen des hier ziemlich kalten Atlantiks. Von Swakopmund sagte man, es sei deutscher als Deutschland und tatsächlich wurde überall deutsch gesprochen und fast alles war auch auf deutsch beschrieben. Die bunten Häuser, die Palmen an der Strandpromenade und die Sanddünen, die den Ort auf der Landseite umgaben, erinnerten allerdings eher weniger an Deutschland. Aber dafür war Swakopmund eindeutig die Adventuresport-Hauptstadt Namibias und so konnte ich es mir einfach nicht nehmen lassen, mal wieder in ein Flugzeug zu steigen. Nur dieses Mal pochte mein Herz deutlich schneller als sonst... Auf 3.000 m öffneten wir die Tür, ich guckte raus auf den Atlantik und die endlose Wüste unter mir, musste lachen und dachte mir noch, dass das echt total verrückt ist. Und dann sprangen wir raus... Und das Lächeln wollte mal wieder nicht aus meinem Gesicht verschwinden... :-)

 

Zwei Tage später fuhr ich mit ein paar anderen zum Sandboarden in die Dünen. Anders als in Peru, hier mit einem richtigen Snowboard und Boots, was richtiges Fahren eigentlich erst möglich machte. Sandiger Wahnsinn, den ich tagelang hätte machen können!

 

Am nächsten Tag fuhr ich ins 30 km weiter südlich gelegene Walvis Bay, fuhr an der riesigen Lagune mit Flamingos und Pelikanen herum und ließ noch mal so richtig Geld springen im Supermarkt. Denn mit denen, sowie mit Asphalt und wirklicher Zivilisation sollte es von nun an für einige Zeit erst mal vorbei sein.

Namib Desert

Während der ersten beiden Tage würde es auch nirgendwo Wasser geben und so machte ich mich, mit Wasser schwer beladen, auf den Weg von der Küste weg hinein in die Namib-Wüste, langsam aber stetig hinauf auf über 1.000 m Höhe. An diesem ersten Tag kam ich mit der ungeheuren Hitze, der man mangels auch nur des geringsten Schattens, schlichtweg nicht entkam, noch gut zurecht. Aber am zweiten Tag, als es in der vor Hitze flimmernden Landschaft immer wieder rauf und runter ging und die Piste über längere Strecken voll mit tiefem Kies war, der mich noch zusätzlich abbremste und schlingern ließ, war es am Nachmittag vorbei! Obwohl ich noch Wasser übrig hatte, ging nichts mehr: Jede weitere hundert Meter schienen unüberwindlich und ich hatte die leise Vorahnung, in wenigen Augenblicken bewusstlos umzukippen, was man hier und zu dieser Tageszeit durchaus als fatal hätte bezeichnen können. Ich hatte Glück, denn ausnahmsweise standen hier etwa 200 Meter entfernt drei kahle Bäume, von denen einer einen so breiten Stamm hatte, dass er gerade so einen ausreichend großen Schatten auf den glühenden Wüstenboden warf. Ewig lang lag ich in diesem Schatten, gegen den Stamm gelehnt, konnte die Augen kaum aufhalten, sie aber auch nicht schließen, weil ich Angst hatte einzuschlafen. Ich trank schlückchenweise von dem wenigen verbliebenen Wasser, aber es wurde mir übel davon. Erst nach über zwei Stunden konnte ich wieder halbwegs klar denken und entschied, obwohl es nur noch 20 km bis zur rettenden Tankstelle Solitaire gewesen wären, hier zu zelten. Ich musste dringend etwas Richtiges essen, hatte aber nicht genug Wasser, schon gar nicht zum Kochen. Vier Autos kamen an diesem Tag insgesamt noch vorbei. Zum Glück hielt ich eins davon an und bekam zwei Liter Wasser, die dann auch völlig ausreichten. Trotz etlicher Wüstendurchquerungen war es das allererste Mal gewesen auf all meinen Reisen, dass ich jemanden um Wasser bitten musste.

 

Am nächsten Tag fuhr ich die wenigen Kilometer bis Solitaire. Doch kurz bevor ich es erreichte, schien es nach so langer Zeit seit dem Himalaya in Indien mal wieder Zeit gewesen zu sein: Auf dem schrägen Seitenstreifen, den es an dieser Stelle gab, war der Kies nicht so tief und es gab keine holpernden Bodenwellen, über die man rütteln musste. Na zumindest bis der Kies abrupt auch dort tief wurde, ich wegrutschte und mir endlich mal wieder Hand und Knie aufriss. In den Swimmingpool an der Tankstelle Solitaire konnte ich also nicht springen. Aber wer will das schon, nach zwei Tagen Wüstenfahrt in brüllender Hitze... Aber es sollte ohnehin noch besser kommen: Ein angetrunkener Bodybuilder aus Südafrika griff mich nachmittags grundlos an und nachdem ich ihm verdientermaßen Sand ins Gesicht schleuderte, stieß er mich zu Boden. Den Besitzer Moose schien aber mehr der Ruf seiner Tankstelle und seines Campingplatzes zu interessieren, als das Wohl seiner Gäste, denn da sich der hirnlose Schläger aufrichtig bei mir entschuldigt und mir (natürlich erfolglos) Geld angeboten hatte und da ich keine Lust hatte, ihm dann irgendwo in der Wüste nochmal zu begegnen, gab ich dem egoistischen Moose nicht nach und erstattete keine Anzeige. Vermutlich schien das öfter in Solitaire vorzukommen. Also zumindest zusammengenommen mit dem Nachmittag davor hatte dieser Tag gute Chancen auf einen der ersten Ränge in der Top 10 der ätzendsten Tage dieser Reise...

Sossusvlei

Am nächsten Morgen war ich wieder allein in der Wüste und bei der mich umgebenden grandiosen Landschaft war der Ärger schnell wie weggeblasen. Ich fuhr nach Sesriem, Ausgangspunkt für Namibias angeblich größte Touristenattraktion: die roten Sanddünen des Sossusvlei. Vorher machte ich noch einen Abstecher zum nahen Sesriem Canyon, in dem ich es dann dank eines koreanischen Filmteams, das mich interviewte, ins koreanische Fernsehen schaffte.

 

Markus und Vivienne aus Deutschland nahmen mich am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang in ihrem Auto mit zu den 65 km entfernten Dünen. Aber der bislang quasi immer wolkenfreie, stahlblaue Himmel war ausgerechnet heute wolkenverhangen, so dass wir vom Sonnenaufgang nichts mitbekamen. Auch die Dünen und die ausgetrockneten Vleis wirkten ohne Sonnenlicht wenig spektakulär, so dass wir nach ein paar Stunden wieder zurückfuhren. Also versuchte ich es am nächsten Morgen nochmal. Diesmal nahmen mich Rainer und Susi, auch aus Deutschland, mit und endlich hatte ich Glück: Stunden verbrachten wir zusammen und ich später allein in dieser unwirklichen und atemberaubenden Sandlandschaft, einem der ältesten und trockensten Ökosysteme dieser Erde. Als die Hitze, vor allem die des roten Sandes, nicht mehr auszuhalten war, nahm mich glücklicherweise Alex, auch aus Deutschland, mit zurück zum Campingplatz.

Fish River Canyon

Drei weitere Tage Wüstenfahrt über Schotterpisten brachten mich weiter nach Süden nach Bethanie, wo ich angesichts eines phänomenalen Frühstücks im örtlichen Hotel-Campingplatz spontan einen Tag Pause einlegte.

 

200 Schotterpistenkilometer weiter südlich traf ich auf Andre und Emile aus Kapstadt, Südafrika, mit denen ich mir einen Zeltplatz teilte und die mich dann mit dem Auto mitnahmen zum nahen Fish River Canyon, dem zweitgrößten Canyon der Erde. Wegen der ungeheuren Hitze unten im Canyon war ein Hinabsteigen zu dieser Jahreszeit verboten, so blieb es beim Abfahren einiger beeindruckender und spektakulärer Aussichtspunkte. Nach einem langen und ausgiebigen Abend an der Bar des Roadhouses, an dem wir campten, gings in zwei Tagen nach Süden an den Orange River, der gleichzeitig die Grenze zu Südafrika markierte. Ich machte nochmal einen Tag Pause an einem Flusscamp und schwamm mal kurz rüber in südafrikanische Gewässer. Am nächsten Tag überquerte ich die Grenze dann aber per Rad auf legalem Wege, verließ damit diese atemberaubende Welt aus Sand, durch die ich nun fast einen Monat lang gefahren war und reiste damit zum 42. Mal auf dieser Reise in ein Land ein.


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