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Malaysia per Rad

1.563 km Radreise - als Teil einer Weltreise mit dem Fahrrad - von der Westküste nach Süden, rüber an die Ostküste, auf die Inseln Pulau Tioman, Pulau Kapas, Pulau Perhentian Kecil, über den East-West-Highway an die Nordwestküste und auf Pulau Langkawi.


Reiseroute

Daten

28.09. - 27.10.2005 / 30 Tage

1.563 km

6.076 Höhenmeter

Höchster geradelter Punkt: 1.017 m

Reisebericht

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Fotogalerie


Bericht

Von Port Klang, dem Hafen von Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur radelte ich zusammen mit Steffi an der Küste entlang nach Süden. Mit viel Verkehr gings durch endlose Palmplantagen nach Malacca. Eine Stadt, die an der Küste der gleichnamigen Straße von Malacca lag. Die vereinzelten Strände an der Küste luden nur eher mäßig zum Baden ein. Nicht nur dass die Straße von Malacca der am stärksten von Piraterie betroffene Meeresteil der Erde war, sondern auch alle Tanker ihre Tanks in der Straße illegal reinigten. So waren es nicht die Strände, die uns zwei Tage in der Stadt hielten, sondern die nette Unterkunft und die kleine französische Bäckerei in der Shoppingmall nebenan, die wir um insgesamt sieben Baguettes erleichterten: Mein erstes richtiges Brot mit Käse und Nutella seit gut zwei Monaten!

 

Nach weiteren 100 km langweiliger Fahrt auf Schnellstraßen bogen wir bei Batu Pahat nach Osten ins Inland ab, der Tropeninsel Pulau Tioman an der Ostküste Malaysias entgegen. Einst vom Time Magazine zu einer der zehn schönsten Inseln der Erde gekürt, waren unsere Erwartungen natürlich hoch.

Paradiesisch einsam war's zwar nicht mehr, aber wir hatten eine der schönsten Hütten direkt am Strand mit großer Veranda und Hängematte.

Drei Tage verbrachten wir mit Dschungeltrekking im Inland, schnorcheln, faulenzen und einer Kanutour, bei der ich das Boot zum Kentern brachte... Zumindest war es nach einer Dreiviertelstunde harter Arbeit im Wasser wieder fahrtauglich, so dass wir den Weg zum rettenden Ufer angehen konnten.

 

Zurück auf dem Festland schrieben wir den 07.10.2005 und vor zwei Tagen hatte der Ramadan begonnen. Von nun an bedeutete dies auch für uns Fasten zwischen Sonnenauf- und -untergang, denn sämtliche Restaurants und Essensstände entlang der Straße, außer den wenigen chinesischen, blieben bis zum Abend geschlossen. So ernährten wir uns tagsüber wenn überhaupt, dann höchstens mal von Keksen. Doch der Ramadan hatte auch etwas Positives, denn in größeren Orten und Städten fand man abends bei der größten Moschee einen turbulenten Markt mit zahllosen Essensständen, bei denen man fast alles, was die malaysische Küche zu bieten hatte, zu einem Spottpreis kaufen konnte. So eilten wir allabendlich schwer bepackt zurück auf unser Zimmer und holten nach, was wir tagsüber missen mussten.

 

Wir fuhren die schöne Ostküste entlang nach Norden. Nördlich von Kuantan besuchten wir im Kampong Cherating und in Rantau Abang die Schutzstationen für Schildkröten. Green Turtles kommen zwischen Mai und September noch regelmäßig zur Eiablage an diese Strände und auch wir hatten das Glück, dass in der Nacht zuvor sowohl Eier abgelegt wurden, als auch Schildkröten geschlüpft waren, so dass wir zwei Tage alte Schildkröten von Nahem betrachten konnten. In der nächsten Nacht würden sie in die Freiheit entlassen werden. Doch die große Giant Leatherback Turtle, die größte Schildkröte der Erde, die eine Länge von zwei Metern und ein Gewicht von bis zu 500 kg erreichen kann und nur in Südafrika, Nicaragua und diesem Strand in Malaysia ihre Eier ablegt, kam quasi nicht mehr. So war es in diesem Jahr nur eine einzige! Folge von bis vor kurzem unkontrolliertem Tourismus, Verschmutzung des Strandes und Gefährdung der Tiere durch Netze und Müll im Meer.

 

An der wenig besiedelten Ostküste fuhren wir vorbei an schönen Fischerdörfern und einsamen Stränden bis auf die Höhe der winzigen Insel Pulau Kapas südlich von Kuala Terengganu. Mit nur zehn anderen Gästen auf der Insel verbrachten wir zwei schöne Tage mit Schnorcheln und Relaxen.

Ab 17 Uhr war die Zeit, in der die Fische größer wurden. So schwamm ich in freudiger Erwartung mit Schnorchel hinaus immer weiter weg vom Ufer. Bei zahlreichen Korallen und bunten kleinen Fischen schien es fast zu bleiben. Doch nach einer scheinbaren Ewigkeit war er plötzlich da: ein Hai, doch größer als erwartet, schaute mir in die Augen, erschreckend nah! Ungefähr so groß wie ich, also etwa 1,75 m, schwamm er um mich herum und sein Interesse an mir schien groß. Meines an ihm schwand mehr und mehr und so beschloss ich, langsam den weiten Weg zum rettenden Ufer anzutreten. Als er mir aber immer weiter folgte, wurde mir doch etwas mulmig. Und nachdem er dann noch ein paar Mal ziemlich nah kam und ich ihn nur durch kräftige Geräusche durch den Schnorchel auf Distanz bringen konnte, war ich dann doch froh, einige Zeit später heil an Land gehen zu können. Ein Riffhai war's, angeblich nicht gefährlich, zumindest theoretisch...

 

Zurück auf dem Festland nahmen wir schon nach einem Tag Fahrt gen Norden Kurs auf unsere dritte malaysische Insel: Pulau Perhentian Kecil, bekannt für ihre traumhaften Korallenriffe und schönen Strände. So hatten wir das Glück, mit einer ein Meter großen Green Turtle, Kugelfischen, Mini-Haien, Barracudas, Clownfischen und zahllosen auch ganz nahe kommenden Fischen zu schnorcheln.

 

Doch nach zwei Tagen machten wir uns auf den Weg nach Westen, auf den East-West-Highway, der direkt unterhalb der Grenze zu Thailand durchs Gebirge mit unberührtem Primärdschungel zurück an die Westküste Malaysias führte. Auf dem Weg übernachteten wir in Tanah Merah, wo uns Mr. Mohd Hanuzi Zaharim und seine Familie, die wir in deren Cafe kennengelernt hatten, zu sich nach Hause einluden. Natürlich mussten wir die ganze Familie kennenlernen, so dass es erst zum Haus der Schwester und dann zum eigenen Haus ging, wo wir dann sogar jeder noch einen Sarong geschenkt bekamen. Zurück beim Hotel, wo wir im Cafe nebenan noch einen Tee mit Mr. Zaharim tranken, traf die traurige Nachricht ein: der Sohn eines guten Freundes unseres Gastgebers war am Nachmittag bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Wir hatten das, was von den Autos übriggeblieben war, auf dem Weg mit unseren Rädern nach Tanah Merah noch gesehen. So bekam der Abend noch einen ziemlich traurigen Beigeschmack.

 

Am nächsten Morgen gings im strömendem Regen auf dem Highway durch die Berge, für dessen Bau man elf Jahre gebraucht hatte. Man hatte uns zwar gesagt, dass man sie hier nachts sehen könne, aber so richtig geglaubt oder gar erwartet, einen zu sehen, hatten wir nicht. Aber ganz plötzlich trottete er da seelenruhig einfach vor uns über die Straße und verschwand krachend im Dickicht. Gewaltig elefantig und ziemlich groß! Und erst so langsam überlegten wir uns, was wir wohl gemacht hätten, wenn er statt ins Gebüsch direkt auf uns zugelaufen wäre...

Mangels vorhandener Unterkünfte zelteten wir in meinem Zelt und hofften, nachts keinen Elefantenbesuch zu bekommen, denn deren riesige Misthaufen fanden sich eigentlich überall.

 

Dem nahenden Nordostmonsun an der Ostküste waren wir nun entkommen, so dass wir Kurs auf die Insel Pulau Langkawi an der Westküste, unserem Sprungbrett nach Thailand, nahmen.


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