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Kambodscha per Rad

978 km Radreise - als Teil einer Weltreise mit dem Fahrrad - von der thailändischen Grenze nach Siem Reap zu den Tempeln von Angkor, mit dem Boot über Flüsse und den Tonle Sap See nach Battambang und weiter nach Südwesten in die Hauptstadt Phnom Penh, zur Küste und nach Sihanoukville und mit dem Boot zurück nach Thailand.


Reiseroute

Daten

03.12. - 21.12.2005 / 19 Tage

978 km

2.263 Höhenmeter

Höchster geradelter Punkt: 166 m

Reisebericht

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Fotogalerie


Bericht

Einige Tage nachdem Steffi und ich dem stinkenden Verkehr von Bangkok nach etlichen Kilometern entkommen waren, radelten wir Anfang Dezember nach Kambodscha. Hätten wir mit unseren Rädern nicht an der endlosen Schlange von wartenden Menschenmassen vorbeischieben dürfen, dann wären wir vermutlich bis heute noch nicht über die Grenze. So aber ging es durch ein unfassbares Gewühl von Menschen, Karren und anderen Gefährten innerhalb weniger Stunden über die Grenze nach Poipet. Zum ersten Mal auf dieser Tour hieß es ab heute "Rechtsverkehr"! Der Seitenspiegel war schnell gewechselt, doch der kambodschanische Verkehr blieb gewöhnungsbedürftig. Das Lenkrad meist doch auf der rechten Seite, Nummernschilder fast unbekannt, wurde das geschundene Fahrzeug unter Dauerhupen auch über die tiefsten Schlaglöcher geprügelt. Auf den nun folgenden 170 km übler Schlagloch- und Staubpiste hieß das für uns, unter einem dauernden Hupkonzert vermummt bis auf die Augen im Schneckentempo um die Schlaglöcher herum, bei jedem überholenden Fahrzeug in eine Staubwolke gehüllt, gen Osten zu fahren. Doch am nächsten Tag war das überstanden und es sollte wider Erwarten zum Glück die schlechteste Straße auf unserer Kambodscha-Runde gewesen sein.

 

Wer wie wir an den Hütten der Kambodschaner, deutlich ärmer als ihre Nachbarn, aber trotz jahrzehntelangem Bürgerkrieg unglaublich freundlich und offen, vorbeigefahren ist, den schockt die Ankunft in Siem Reap, dem Ausgangspunkt zu den weltberühmten Tempeln von Angkor. Riesige luxuriöse Hotel- und Resortanlagen und Geschäfte mit westlichem Standard (und Preisen!) sind wie eine andere Welt! Der einfliegende Tourist sieht vom eigentlichen Kambodscha vermutlich wenig. Dankbar war ich allerdings den Franzosen, die während ihrer Besatzung Baguette eingeführt hatten. Endlich etwas anderes als Toastbrot! Nachdem wir die 3-Tages-Karte für 40 USD pro Person gekauft hatten, verbrachten wir drei absolut eindrucksvolle und schöne Tage mit der Erkundung der Tempel von Angkor, der Hauptstadt von Kambodschas ehemaligem Khmer-Imperium. So radelten wir doch beträchtliche Distanzen zwischen Angkor Thom, Bayon, Phnom Bakheng, Pre Rup, Ta Keo, Ta Prohm und vielen vielen mehr, nicht zuletzt auch Angkor Wat, dem atemberaubenden, monumentalen, größten religiösen Bauwerk dieser Erde! Wir erlebten Sonnenauf- und -untergang an verschiedenen Tempeln, was aber auch bedeutete, die 15 km von der Stadt zu den Tempeln jeden Tag im Dunkeln hin und auch im Dunkeln wieder zurück zu fahren.

 

Nach diesen drei unglaublich beeindruckenden Tagen machten wir uns völlig ausgetempelt mit dem Boot auf den Weg über kleine Flussläufe, vorbei an schwimmenden Dörfern, mitten durch kambodschanisches Fischerdorfleben nach Battambang. So vermieden wir, einen Teil der Staubpiste noch einmal zurückfahren zu müssen. Was nach gut vier Monaten Fahrt durch Asien längst überfällig war, erwischte mich dann hier mit voller Wucht: Mit Durchfall, Erbrechen und hohem Fieber war ich zwei Tage ans Bett gefesselt und quälte mich die folgenden zwei Tage auf der Straße nach Osten weiter Richtung Phnom Penh.

 

Über gute und flache Straße ging es vorbei an endlosen Reisfeldern und genauso endlosen freundlichen "Hello" und "Bye bye"-Rufen der netten Kambodschaner. In Pursat wurden wir dann auch erneut von einem Lehrer spontan in seine Schule und sein Haus eingeladen. Mit seinem Gehalt von 30 USD monatlich und dem entsprechenden Heim aus Brettern und zwei Räumen wollten wir der großen Familie aber nicht den wenigen Platz nehmen und so bezogen wir nach einer Stadtrundfahrt zu dritt auf dem Moped des Lehrers dann doch ein Gasthaus.

 

In Phnom Penh am Ufer des Mekong angekommen und wieder fit und gesund gönnten wir uns für 5 USD pro Nacht ein nagelneu renoviertes Zimmer mit Badewanne, Heißwasser, SAT-TV mit deutschem Sender (!) und kostenlosem Kaffee und Tee. Drei Tage verbrachten wir mit Sightseeing der schönen Sorte, wie Tempeln und dem Royal Palace, und der schockierenden Sorte, wie den schrecklichen Hinterlassenschaften des Regimes der roten Khmer. Gleich den Nazis war die Zivilbevölkerung Jahrzehnte gefoltert, verschleppt und auf grausamste Weise zu Zehntausenden ermordet worden. Im Tuol Sleng Gefängnismuseum und den Killing Fields von Choeung Ek wurde einem diese dunkelste Seite des menschlichen Wesens in erdrückender Weise vor Augen geführt.

 

Zwei Tage nach Verlassen der Hauptstadt trafen wir auf dem Weg nach Kampot an der Südküste Kambodschas und nahe der Grenze zu Vietnam auf Terry aus den USA, auch mit dem Rad unterwegs. Zusammen radelten wir drei Tage an der Küste entlang und kämpften uns bei Sonnenschein gegen Sturmböen gen Westen nach Sihanoukville. Zwei Tage wohnten wir in einer kostenlosen Unterkunft direkt am Strand. Einzige Bedingung war, hin und wieder im zugehörigen Strandcafe etwas zu essen und zu trinken. So frühstückten wir Baguette, Schokocreme, Omelette und Kaffee immer direkt am Strand auf dem Sand mit Meerblick! Selbst der durchschnittliche Backpacker sieht außer den drei touristischen "Enklaven" Siem Reap, Phnom Penh und Sihanoukville vom eigentlichen Kambodscha nicht viel. So hielt mich denn hier in Sihanoukville trotz schöner Strände nicht viel und wir machten uns auf den Weg mit dem Boot nach Koh Kong ganz im Süden an der Grenze zu Thailand. Ich hatte das wahre Kambodscha außerhalb dieser drei "Enklaven" gesehen und dessen unglaublich freundliche und immer lächelnde Menschen kennenlernen dürfen! Für Terry hieß es, weiter nach Norden zu den Tempeln von Angkor zu fahren und so waren wir wieder nur noch zu zweit, als wir bei Hat Lek die Grenze zu Thailand überquerten.


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