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Argentinien per Rad - Patagonien

756 km Radreise - als Teil einer Weltreise mit dem Fahrrad - von der chilenischen Grenze im Nirgendwo Räder und Gepäck tragend nach El Chaltén mit Wanderungen zum Fitz Roy und zum Cerro Torre, dann Abstecher zum Perito Moreno Gletscher und nach El Calafate und weiter über die Ruta 40 immer nach Süden zur chilenischen Grenze.


Reiseroute

Daten

10.12. - 29.12.2006 / 20 Tage

756 km

5.982 Höhenmeter

Höchster geradelter Punkt: 1.121 m

Reisebericht

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Fotogalerie


Bericht

Nach dem Passieren der Markierung der Grenze zu Chile gings nur noch zu Fuß weiter, über einen engen verschlammten Trampelpfad. Wir ließen unsere Räder und die Vorderradtaschen zurück und starteten, beladen mit Gepäcktaschen, zu Fuß durch den endlosen Wald, schlammig, rutschig, bergauf und bergab durch kleinere Bäche und über umgestürzte Bäume durch den Morast. Das Ganze wiederholten wir dann mit den Fahrrädern und dem verbliebenen Geäck und schlugen erst kurz vor Sonnenuntergang um 22.00 Uhr unsere Zelte mitten im Wald auf. Von der Sonne hatte man während der Aktion allerdings nichts gesehen, denn es regnete weiterhin ununterbrochen.

 

Am nächsten Tag wühlten wir uns weiter bergauf und bergab durch Schlamm und über Bäche bis zum argentinischen Grenzposten am Lago del Desierto. Im Dauerregen gings zweimal hin und zurück, bis wir am frühen Nachmittag endlich alle Räder und das Gepäck am Seeufer hatten. Wir bekamen unseren Einreisestempel und ein paar Stunden später fuhren wir mit einem kleinen Boot zum Südufer des Sees.

 

Am nächsten Tag gings dann bei orkanartigem Gegenwind nach El Chaltén am Fitz Roy Massiv. Wir hatten oft Mühe, uns auf der Straße zu halten, aber zumindest ein Mal kurz blickte der Gipfel des imposanten Fitz Roy aus der Wolkenfront hervor. Der Ort selbst hatte nicht viel zu bieten, überteuert, windgepeitscht und nur aus einer Ansammlung einiger Häuser bestehend, nutzten wir ihn nur für einen Tag Pause und einen Wandertag im Fitz Roy Massiv. Doch auch an diesem Tag sollten sich weder Fitz Roy, noch der berühmte, nur Extrem-Kletterern vorbehaltene Cerro Torre zeigen. Beide blieben in den Wolken verborgen. Eine Gruppe italienischer Kletterer wartete nun schon seit mehr als drei Wochen am Fuß des Berges. In dieser Zeit hatten sie ihn überhaupt nur ein einziges Mal gesehen! Bis auf einen von ihnen, der zu diesem Zeitpunkt unglückseligerweise gerade zum Einkaufen im Ort war...

 

Durch windgepeitschte patagonische Pampa gings dann einige Tage lang weiter nach Süden, nach El Calafate, wo wir Weihnachten verbringen wollten. Ich hatte mir ja mal in einem melancholischen Moment nördlich der chilenischen Carretera Austral gewünscht, an Weihnachten nicht alleine zu sein. Tja, der Weihnachtsmann hatte Astrid und Mewes geschickt...

 

Aber bis Weihnachten hatten wir noch ein paar Tage Zeit, also fuhren wir zum Lago Roca und natürlich zum berühmten Perito Moreno Gletscher, dem am schnellsten wachsenden Gletscher dieser Erde. Immer wieder brachen gewaltige Brocken und Wände von der 5 km langen Front nur wenige hundert Meter von uns entfernt mit lautem Krachen ab und stürzten in einen türkisfarbenen, mit kleinen Eisbergen übersäten Nebenarm des Lago Argentino. Trotz Dauerregen ein atemberaubendes Schauspiel!

 

Als wir gerade wieder abrücken wollten, zurück zu unseren Zelten, die wir 60 km entfernt bei Darto's Restaurant Rio Mitre aufgebaut hatten, traf ich überraschenderweise Brit und Franziska, mit denen ich in Australien in Alice Springs vor etwa einem halben Jahr zusammen gearbeitet hatte! Weihnachten gab´s somit dann in El Calafate im Hostal genug nette Gesellschaft! Mit einigen anderen Rad- und Motorradfahrern kochten wir Unmengen Glühwein und natürlich ein ausgiebiges Weihnachtsessen. Überraschenderweise gabs um Mitternacht überall Feuerwerk und wir wollten uns schon ein Frohes Neues Jahr wünschen, aber es war ja noch nicht soweit.

 

Manchmal im Schritttempo kämpften wir uns dann wieder gegen Orkanwinde und durch Regen weiter nach Süden. Es gab nicht nur einen Moment, in dem ich mich fragte, warum ich mir das antat. Die Zelte bauten wir abends neben der Straße auf, manchmal nur durch einen bescheidenen Wall vor dem unerbittlichen patagonischen Wind mehr schlecht als recht geschützt und legten uns schlafen, bereit, das Zelt notfalls mitten in der Nacht im Sturm abzubauen, damit es der Wind nicht in seine Einzelteile zerreißen würde. Auch wenn es dazu zum Glück bislang nicht kam, verwehten der Wind, der Regen und die Kälte doch viel von meiner Radreisefreude. Aber es war ja nicht mehr weit bis zum Ende der Welt und hier und jetzt umzukehren wäre für mich unvorstellbar gewesen. Also gings bei Puerto Natales erst nochmal über die Grenze mal wieder nach Chile, wo wir Sylvester feiern und anschließend im spektakulären Nationalpark Torres del Paine einige Tage Trekking machen wollten. Hoffentlich mit etwas weniger Wind und Regen...


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