2.310 km Radreise von der Hauptstadt Lissabon aus am Atlantik nach Norden bis nach Spanien, durchs Inland über den höchsten Punkt Portugals zurück ganz in den Südosten und durch die Algarve und am Atlantik zurück nach Lissabon.
03.09. - 10.10.2003 / 38 Tage
2.310 km
Höhenmeter unbekannt
Höchster geradelter Punkt: 1.993 m
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Am Flughafen Lissabon gelandet, versteckten wir unsere Radkartons im Treppenhaus einer Tiefgarage, in der Hoffnung, dass diese in fünf Wochen vielleicht noch dort liegen würden. Dann radelten wir los in Richtung Zentrum der Hauptstadt. Am Ufer des Rio Tejo entlang pedalten wir durch den Großstadtverkehr gen Westen und unter der Brücke des 25. Juli verließen wir langsam den Stadtkern und fuhren weiter über Estoril zum Cabo Raso, wo wir am nächsten Morgen nach Norden drehten.
Auf teils sehr schöner Straße mit Aussicht über das Meer radelten wir zum westlichsten Punkt Europas, dem Cabo da Roca und anschließend über die N247 mit doch immer noch sehr dichtem Verkehr weiter nordwärts über Ericeira und Praia de Santa Cruz, wo wir eine Badepause am Strand einlegten. Das etwas weiter nördlich gelegene Cabo Carvoeiro ließen wir links liegen und fuhren stattdessen gezwungenermaßen über die IP6 in dichtem Verkehr durch Obidos und Caldas da Rainha, bevor wir endlich wieder auf kleinerer Straße nach Foz de Arelho zurück an die Küste fuhren. In Nazaré fuhren wir dann durch dichtes Gedränge aufgrund eines Stierkampfes und weiter nördlich gab es endlich ein bisschen mehr Natur und weniger Stadt und Verkehr. So rollten wir über wenig befahrene Straßen durch Pinienwälder, mal über sehr gute Wege, mal über Schlaglochpiste weiter nach Norden. Leider waren große Teile der Wälder Waldbränden zum Opfer gefallen und so ging es teils kilometerlang durch abgebranntes Gebiet. Einen Zeltplatz fanden wir am Abend leicht.
Über Figueira da Foz ging es weiter durch Dünenlandschaften ohne Verkehr nordwärts an kilometerlangen unberührten Stränden entlang. Das änderte sich dann auch nördlich von Aveiro nicht, nachdem wir mit einem kleinen Passagierboot auf die Halbinsel nordwestlich von Aveiro übergesetzt hatten. Keine Hotelbauten, keine Strandkörbe, keine Menschen! Wer eine ganze Küste für sich haben wollte, der war hier richtig!
Bei teils stärkerem Gegenwind radelten wir durch schöne kleine Ortschaften an weiterhin einsamen Stränden entlang bei erstaunlich geringem Verkehr bis nach Porto, wo wir am Ufer des Rio Douro entlang in das Stadtzentrum fuhren. An der schönen Promenade entlang fuhren wir bis zur berühmten dreistöckigen Brücke und verzichteten dann im Zentrum aber auf einen Besuch einer der zahlreichen Portweinkellereien, weil wir unsere Räder nicht unbeaufsichtigt lassen wollten. Über die unterste Ebene der Brücke gelangten wir auf die andere Flussseite, wo wir bei einem Glas Portwein Pause machten, bevor wir am Nordufer entlang wieder zurück zur Küste fuhren.
Auf sehr kleinen und kurvigen Straßen, teils mit rüttelndem Kopfsteinpflaster, ging es dann am nächsten Tag nach Povoa de Varzim und später bei zwar besserer, aber nicht besonders interessanter Strecke nach Esposende. Weiter nördlich wurde die Landschaft schöner und etwas oberhalb der Küste radelten wir teils mit schöner Aussicht bis nach Viana do Castelo, wo wir uns vom Meer verabschiedeten, denn hier wollten wir ins Inland abbiegen.
Am Rio Lima entlang fuhren wir nach Osten in zunehmender Hitze, denn eine kühlende Brise vom Meer gab es nun vorerst nicht mehr. Über das schöne Städtchen Ponte de Lima ging es weiter nordostwärts und dabei stetig bergauf, so dass es heiß und anstrengend wurde und wir uns hin und wieder in einem der Waschhäuser mit Quelle abkühlten, die sich in regelmäßigen Abständen am Straßenrand fanden. Wir fuhren tiefer in den Nationalpark Peneda-Geres und dann weiter bergauf und an Stauseen vorbei durch felsige Bergwelt an wilden Pferden und Stieren vorbei über die Grenze nach Spanien. Nach einigen Kilometern bergab drehten wir nach Süden, erklommen in steilen schattenlosen Kehren wieder eine Passhöhe auf 750 m und reisten bei der Portela do Homem wieder nach Portugal ein. Nach einem Bad in den sehr schönen, aber mit Wochenendbesuchern sehr überlaufenen Wasserfällen ging es über die 855 bergab auf 450 m. Kurz vor der Hauptstraße lockte eine Abkürzung auf der Karte, die uns einen weiten Schlenker westwärts ersparen würde, doch es sollte eine üble Plackerei werden, da wir die Räder anstrengend über äußerst steile Fahrwege bergauf schieben mussten und erst nach zwei Stunden die N103 erreichten. Dieser folgten wir dann weiter anstrengend bergauf und bergab über 920 m Höhe nach Osten bis zum großen Stausee bei Viado de Baixo, wo wir unser Zelt aufschlugen und den Rest des Tages mit Schwimmen und Sonnenbaden verbrachten.
Wir fuhren weiter ostwärts nach Chaves, verzichteten hier aus Zeitgründen auf die Fahrt in den äußersten Nordosten des Landes und bogen somit endgültig nach Süden ab. Von nun an sollte es südwärts bis an die Algarve gehen!
Über die N2 radelten wir auf nur moderat bergauf und bergab führender Strecke, teils auch wieder durch vollständig abgebrannte Wälder in Hitze nach Vila Real. Weiter südlich fuhren wir auf schöner Strecke durch Weinberge und tolles Panorama über Peso da Régua hinunter auf 70 m Höhe und wieder anstrengend und heiß auf 950 m über Lamego und Castro Daire. Auf dem Weg weiter südwärts nach Videu ging es dann durch Täler mit vielen Baustellen. Eine Autobahn sollte die Täler demnächst auf monströsen Brücken überspannen. Es ging weiter südostwärts über Gouveia anstrengend bergauf und bergab, bevor wir am nächsten Tag früh am Morgen mit der Befahrung des höchsten Berges Portugals starteten, dem Torre. Mit zwischenzeitlichen Abfahrten über mehrere hundert Höhenmeter erklommen wir nach und nach die steiler werdende Straße, vorbei an Stauseen und den einzigen vier Skiliften Portugals, bis hinauf auf den höchsten Punkt auf 1.993 m Höhe, über den die Straße auch glatt führte. Richtung Covilha ging es dann in rauschender Abfahrt durch bizarre Felslandschaften auf zunächst 1.400 m, wo wir unser Zelt für eine kalte Nacht aufschlugen und somit zum ersten und einzigen Mal auf dieser Reise unsere Schlafsäcke wirklich brauchten.
Aus Zeitgründen beschlossen wir, unsere Strecke nach Süden in Covilha etwas abzukürzen, denn um die Autobahn zu vermeiden, hätten wir in großen Umwegen im Zick-Zack nach Süden fahren müssen. Eigentlich war eine Fahrradmitnahme nicht möglich, aber wir schafften es mit etwas Penetranz und Lächeln dank freundlicher Bahnbeamter dann doch. Da es natürlich keinen Tarif für die Räder gab, konnten wir sie sogar kostenlos mitnehmen! Auf schöner Strecke ging es durch das portugiesische Inland südwärts, später am Rio Tejo entlang, den man hier nur vom Zug oder vom Boot aus sehen konnte, bis nach Abrantes.
Südlich von Abrantes radelten wir durch deutlich flachere Landschaft, der Wind war stärker und so pedalten wir in stärker werdenden Böen an Feldern und Weiden vorbei, bis eine unglückliche Verkettung von Windböe, Gegenverkehr, überholendem Lkw und zu geringem Abstand uns am Straßenrand zu Fall brachte! Zum Glück war nichts Ernstes passiert! Schrecken und Schürfwunden waren bald wieder vergessen.
Etwas vorsichtiger radelten wir weiter und überquerten die Grenze zum Alentejo, dem Land der Korkeichenwälder. Durch Olivenhaine und vorbei an Korkeichen ging es immer Richtung Süden über Évora und dann auch eher eintönig weiter an endlosen Feldern, Korkeichen- und Eukalyptuswäldern entlang und durch mehr und mehr arabisch geprägte Dörfer nach Beja. Über eine Nebenstraße und durch endlose Felder ging es dann über Salvada zur N122 und auf dieser weiter nach Süden in den Parque Natural do Vale do Guadiana über bizarre Hügel auf sehr schöner Strecke. Den Ort Mértola passierten wir am europäischen Tag des autofreien Verkehrs und so genossen wir eine gänzlich verkehrs- und abgasfreie Ortsdurchquerung!
Etwas weiter südlich bogen wir noch einmal nach Osten ab und fuhren bis nach Alcoutim am Grenzfluss Rio Guadiana, wo wir unsere Blicke hinüber nach Spanien gleiten ließen. Wir folgten dem Fluss von hier aus immer südwärts auf sehr schöner Strecke, aber in großer Hitze. Bei Foz de Odeleite verließ die Straße den Fluss noch einmal und nach einem knackigen Anstieg und einiger hügeliger Fahrt durch schöne Steppenlandschaft erreichten wir nach elf Tagen endlich wieder das Meer. Wir waren an der Algarve!
In Vila Real de Santo António ganz im Südosten Portugals, an der Grenze zu Spanien, füllten wir unsere Vorräte in einem Supermarkt auf und starteten Richtung Westen. Mit leider sehr viel Verkehr ging es vorbei an den Hotelburgen von Monte Gordo und zahlreichen weiteren zugebauten Küstenorten, immer auf dem Seitenstreifen der Hauptstraße, die wir mangels Alternative nicht verlassen konnten. Sicher mochte es viele traumhafte Buchten auf dem Weg geben, aber die waren für uns nicht erreichbar, da wir die Fahrräder nicht unbeaufsichtigt oben auf der Steilküste am Beginn einer langen Treppe zurücklassen konnten. Von der Straße aus war das Meer auch nur selten wirklich zu sehen und so ging es bis Faro durch landschaftlich wenig attraktive Strecke.
Um den sicher noch schlimmeren Verkehr in Faro zu umgehen, bogen wir in Olhao nach Norden ab, doch eine Großbaustelle für das Stadion für die Fußball-Europameisterschaft im kommenden Jahr schien unseren Plan zunichte machen zu wollen. Wir irrten eine Weile über das riesige Baustellenareal und fanden letztlich dann doch einen Ausweg. Einige Zeit später schlugen wir unser Zelt in Quarteira auf einem Campingplatz am Meer auf und gingen erst mal schwimmen.
Bis nach Albufeira änderte sich an der eher zugebauten Landschaft nicht viel, zumindest nicht an der für uns erreichbaren. In einem Souvenirgeschäft fragten wir daher die freundliche Ladenbesitzerin aus, welche Strände an der Algarve denn für uns gut erreichbar und trotzdem noch möglichst ursprünglich und nicht so überlaufen wären. So radelten wir anschließend zum Praia de Senora da Rocha, wo wir unsere Räder in Sichtweite der Stranddecke abstellen und somit endlich das Strandleben der Algarve genießen konnten. Über einen Tunnel gelangten wir zur noch einsameren Nachbarbucht. Wir radelten weiter zum Praia da Marinha und anschließend weiter bergauf und bergab, teilweise ziemlich steil, nach Westen. Über Portimao und Lagos mit seiner schönen Promenade am Hafen fuhren wir zum Praia da Ana und weiter zum Cap Ponte da Piedade, wo wir die Räder dann doch mal abstellten und die Felsenküste zu Fuß erkundeten. In Praia do Porto de Mós konnten wir dann wieder mit den Fahrrädern bis an den Strand, bevor es weiter ging über Burgau und die Festung Forte de Almádena. Hinter Burgau war die Landschaft endlich einmal wieder nicht total zugebaut, aber wer wusste, wie lange es dauern würde, bis es hier so aussehen würde wie weiter östlich... So pedalten wir über malerische Strecke zum Cabo de Sao Vicente, Portugals südwestlichstem Punkt. Von hier aus sollte es wieder nach Norden gehen.
Wir fuhren zurück nach Vila do Bispo und folgten dann der N268 nach Norden. Leider war das Meer zwar nah, aber nur selten von der Straße aus zu sehen. Daher bogen wir bei Carrapateira auf eine kleine Schotterpiste ab, die auf als Rüttelpiste oben auf den Klippen direkt am Meer entlang führte und damit eine wesentlich schönere Aussicht bot. Nach Vale da Telha blieb uns dann aber wieder nur die Hauptstraße und so fuhren wir über Aljezur auf der N120 weiter nordwärts. In Odeceixe bogen wir noch einmal zum Strand ab, wo uns seit langem der erste prasselnde Regen ereilte.
Leider regnete es auf dem Weg weiter nach Norden nun öfter mal. So unterbrachen wir den Weg hin und wieder zum Unterstellen. Über das Cabo Sardao blieben wir nahe der Küste, wurden in einer Nacht aber dann von einem Gewitter heimgesucht, das uns eine schlaflose Nacht mit Blitzen, Sturzregen und Orkanböen bescherte, so dass wir Angst um unser Zelt hatten, weil die Heringe im Sand direkt an der Steilküste nicht hielten. Erst am frühen Morgen ließ der Sturm nach und wir fanden doch noch etwas Schlaf.
Über Almograve, Vila Nova de Milfontes und Porto Covo ging es weiter nordwärts nach Sines und anschließend eintönig über den Seitenstreifen einer Schnellstraße nach Costa de Santo André. Auf später kleinerer Straße ging es mit stärkerem Gegenwind zum sehr schönen Praia Carvalhal und in der Ferne konnten wir schon die Sierra da Arrábida nahe Lissabon erahnen. Über die Pensinsula de Tróia radelten wir zur Fähre, die uns in Begleitung etlicher Delfine nach Setúbal brachte. Die Industriestadt bog wenig Attraktives und so machten wir uns schnell auf den Weg nach Osten hinauf in die Sierra da Arrábida. Über sehr schöne Strecke erklommen wir bei wenig Verkehr die Serpentinen und rauschten wieder hinab nach Sesimbra, bevor wir am nächsten Morgen alles wieder nach oben pedalen mussten.
Wir fuhren zum Cabo Espichel mit einem großen Kloster, beeindruckenden Steilwänden und schönem Leuchtturm und dann weiter zum Lago de Albufeira, der nur durch einen kleinen Sandstreifen vom Meer getrennt war. Über Caparica, das nur schwierig über nervige Umwege für Radler zu erreichen war, fuhren wir in den dichter werdenden Hauptstadtverkehr. In Trafaria setzten wir mit der Fähre über den Rio Tejo direkt zum Torre de Belém über und bezogen Quartier auf dem Campingplatz im Stadtteil Montesanto.
Uns blieb noch ein Tag, um uns Lissabon genauer anzuschauen, und so liefen wir zum Fahrstuhl Elevador de Santa Justa, in die malerische Altstadt Alfama, zur Kathedrale, zum Rossio und zum Praca de Comercio, bevor wir am nächsten Tag mit den Rädern 14 km bis zum Flughafen pedalten, dort einige Kartons zusammensammelten, Räder und Gepäck verpackten und bereit für unseren Rückflug waren. Leider war unsere Zeit in Portugal vorbei!